3 Tipps für den letzten Schliff bei einem Text

Der Text ist fertig, jetzt schnell eine Rechtschreibkorrektur durchlaufen lassen, ihn einmal kurz überfliegen und alles ist gut. Diese Methode reicht bei einem Schulaufsatz und einer E-Mail, aber für Texte, die einem am Herzen liegen nicht. Meine fertigen Artikel lasse ich, sofern es die Deadlines zulassen, mindestens einen Tag unbearbeitet. So reifen sie in Ruhe. Zugegeben, nicht der Text reift, nur mein Abstand zum Geschriebenen wird größer. Denn der ist nötig, um dem Text den letzten Schliff zu verpassen, Ungenauigkeiten auszubügeln und lesefreundlicher zu gestalten. Wer regelmäßig Texte schreibt, hat seine persönlichen Kniffe und Tricks, um sie abschließend Korrektur zu lesen und zu verbessern. Hier sind meine drei wichtigsten Schritte, um einen geschriebenen Text zu korrigieren und das Beste aus ihm herauszuholen.

1. Korrekturlesen merzt Tippfehler und Flüchtigkeitsfehler aus

Selbst gewiefteste Sprachprofis, die alle fiesen Kommaregeln und Richtlinien der deutschen Sprache kennen, kommen nicht ohne ein abschließendes Korrekturlesen aus. Das liegt daran, dass sich immer mal ein kleiner Tippfehler einschleicht und es beim Schreibprozess vielmehr um das Schreiben geht als um das Beachten der Regeln. Im Gehirn und beim Tippen ergeben die Sätze und Worte Sinn, aber ein anschließendes Lesen entlarvt dennoch den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler. Am einfachsten sind die in vielen Schreibprogrammen integrierten Prüfungen. Sie kosten nichts und zeigen offensichtliche Fehler. Allerdings sind sie nicht unfehlbar und wer in seinem Text unterschiedliche Sprachen verwendet, stößt schnell an die Grenzen der Prüfungsprogramme. Sie sind nur ein Schritt beim Korrekturlesen. Eine weitere Empfehlung meinerseits ist die vom Duden angebotene Prüfung. Sie ist auf der Homepage des Dudens unter dem Stichwort „Service“ zu finden. Dieses Serviceangebot ist in der Zeichenmenge in der kostenlosen Version begrenzt. Während meiner Arbeit mit verschiedenen Texten erschien mir die Dudenprüfung zuverlässiger und genauer als die bei Word integrierte.

Rechtschreibprüfungen erkennen aber nur Fehler. Krude Formulierungen, Doppelungen, Tippfehler, die ein anderes Wort hervorbringen oder unverständliche Sätze liegen im Aufgabenbereich des Schreibers. In solchen Fällen hilft es, den Text in Ruhe Korrektur zu lesen. Und das am besten mit ein wenig zeitlichem Abstand. Wer den Text gleich nach dem Beenden des letzten Satzes liest, ist noch zu sehr im Thema. Dann passiert es mir leicht, dass ich Fehler überlese, da ich ja weiß, worauf der Satz oder ein Wort abzielt. Beim Korrekturlesen ist es wichtig, den Text mit fremden Augen zu sehen. Für mich am effektivsten hat sich erwiesen, den Text auszudrucken und ihn auf zweierlei Weisen Korrektur zu lesen: einmal laut und langsam. Jeder Stolperer zeigt dann Sätze an, die sich vereinfachen lassen. Beim zweiten Mal dann inhaltlich kritisch: Stimmen die Fakten, oder ist es nötig, noch etwas zu prüfen? Texte auszudrucken, ist nicht für jedermann praktikabel und nachhaltig ist ebenso wenig. Der fremde Blick auf das eigene Geschriebene funktioniert auch mit anderen Methoden. Wer die Schriftart ändert, bekommt schon optisch einen neuen Text. Je nachdem, wo die persönlichen Schwächen liegen, lohnen sich mehrere Korrekturdurchläufe, mit jeweils unterschiedlichen Schriftarten, um die Orthografie, den Inhalt und den Stil zu prüfen. Bei längeren Texten ist die Formatierung wichtig. Mit Absätzen ist ein Text leichter lesbar, Zwischenüberschriften strukturieren ihn.

2. Präziser ist verständlicher

Wenn ich schreibe, steht zuallererst der Inhalt im Vordergrund: Was, wo, warum, sind die klassischen Fragen, auf die ich im Text Antworten liefere. Zunächst formuliere ich so, als würde ich mit einem Gegenüber sprechen. Das ist nicht immer stilvoll. Bei Themen, die mich begeistern, gleite ich gerne in die Umgangssprache ab, als würde ich mit Freunden reden. Bei Aufgaben, die mich ermüden, wechselt mein Stil ab und an ins Wissenschaftliche und ich greife auf eine fachlich korrekte, aber trockene Sprache zurück. Je nachdem für wen der Text gedacht ist, funktionieren beide Stile. Denn die wichtigste Regel beim Schreiben von Texten lautet: Denke an den Leser. Ist der Text für diesen verständlich und interessant? Wortwiederholungen, Fremdwörter oder Umgangssprache sind in dem einen Text unterhaltsam oder präzise, in einem anderen unpassend und befremdlich. Wiederholungen und Fremdwörter lassen sich leicht beheben. Hier helfen Synonyme. Die erste Anlaufstelle für eine passende und zugleich abwechslungsreiche Wortwahl ist wieder der Duden. Der bietet den Vorteil, dass er mögliche andere Wörter je nach Vorkommen einem Sprachniveau zuordnet. Eine weitere Option, um Synonyme zu finden, ist die Wortschatz-Seite der Uni-Leipzig.

Bei sachlichen Texten ist ein neutraler Stil wichtig und erschwert durch eine wissenschaftliche Sprache die Lesbarkeit. Dabei hat niemand gesagt, dass ein wissenschaftlicher Text schwer zu verstehen sein muss. Macht jedes Fremdwort im Text Sinn? Lässt es sich ersetzen oder fasst es das perfekt zusammen, was gemeint ist? Neben Fremdwörtern neige ich zu Passivformen. Dadurch werden die Sätze länger und klobiger. Wo eine Passiv-Konstruktion nicht nötig ist, liest sich der Satz besser, wenn das „wird“ durch ein „ist“ ersetzt wird. Oder anders gesagt: Sätze mit Verben im Aktiv lesen sich leichter. (Ich habe das Wortungetüm „Konstruktion“ und die Passiv-Form gestrichen und den Eindruck, dass der zweite Satz besser ist.)

3. Worthülsen, Füllwörter und Wiederholungen beseitigen

Beim Vermitteln von Informationen sind Füllwörter und Worthülsen unnötig. Ein Klassiker unter den Füllwörtern ist „eigentlich“. Andere, die ich in meinen Texten oft im Nachhinein streiche, sind „wahrscheinlich“, „ungefähr“ oder „offenbar“. Was bei einem Vortrag die „Ähms“ und „Hms“ sind, sind die Füllwörter im Text: Sie helfen dabei, die eigenen Gedanken zu sammeln und Lücken zu überbrücken. Aber der eigentliche Text und dessen Aussage brauchen sie nur, wenn der Schreibprozess zum Text dazugehört, wenn er die Persönlichkeit des Autors widerspiegeln soll. Steht der Leser im Mittelpunkt, ist das Ziel des Textes, ihn zu etwas zu bewegen, ihn zu überzeugen, ihm zu helfen oder zu informieren, braucht er keine Unsicherheiten. In dem Fall gilt: Unnötiges streichen. Wer sich eine kleine Liste mit seinen Lieblingswörtern anlegt, prüft und löscht sie per Suchfunktion. Worthülsen und inhaltliche Wiederholungen gehören ebenfalls zu den Bausteinen, die einen Text unnötig verlängern. Mit Worthülsen meine ich Tautologien und Pleonasmen, Doppelungen oder Wörter, die zwar in Mode, aber abgenutzt und ohne Sinn sind. Warum innovativ schreiben, wenn der Begriff nur reizvoll klingt, aber nichts Bahnbrechendes beschreibt? Warum „kann etwas möglich sein“, wenn es reicht zu sagen, dass „etwas möglich ist“ oder „sein kann“? In literarischen Texten ist eine Tautologie ein Stilmittel, in einem Blogartikel ebenso, in einem Erklärtext hingegen ist sie unnötig.

Schlussendlich (eine nutzlose Doppelung!) hier noch einmal meine selbst erprobten und geschätzten Hilfsmittel für die Korrektur eines Textes:

  • eine abschließende Rechtschreibprüfung
  • den Text für ein paar Stunden oder besser einen Tag ruhen lassen
  • den Text laut lesen
  • nicht nur auf „Fehler“, sondern auf den Stil und den Inhalt Korrekturlesen
  • sich der eigenen sprachlichen Schwächen bewusst sein, und daraufhin den Text prüfen

Übrigens enthält dieser Text über 40 Füllwörter und ich habe ihn dreimal Korrektur gelesen. Wie sähe er wohl aus, wenn ich nur die Rechtschreibprüfung drüber laufen lassen hätte?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die erhobenen Daten werden zur Bearbeitung der Anfrage verarbeitet und gespeichert. Nach der Bearbeitung werden die Daten gelöscht. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.