Neues Jahr, neue Themen

KI, Sprachgerechtigkeit und Korrekturen
Ein Regal mit drei farbigen Notizbüchern und daneben eine Efeutute.

Im letzten Jahr haben sich die Schwerpunkte in meiner Arbeit verschoben und sich neue Themen eröffnet, denen ich dieses Jahr mehr Aufmerksamkeit widmen möchte.

Zur Suchmaschinenoptimierung von Texten kam das klassische Korrekturlesen hinzu. Tatsächlich ist das Korrekturlesen wesentlich befriedigender als SEO. Das liegt auch daran, dass viele Auftraggeber denken, Suchmaschinenoptimierung besteht nur darin, bestimmte Begriffe möglichst oft in einem Text unterzubringen.

Eine Anforderung ist bei der Suchmaschinenoptimierung von Texten oder dem Korrekturlesen gleich: Neben den allgemeingültigen grammatischen und orthografischen Regeln der Sprache ist es nötig, neue Entwicklungen und Trends zu kennen. Dazu gehört eine diskriminierungsfreie, barrierefreie Schreibweise.

Ein weiteres Thema, das im letzten Jahr aktuell war und auch das kommende bestimmen wird: Wie wirkt sich KI auf das Texten aus?

KI bietet faszinierendes Potenzial für die Arbeit an Texten. Momentan erfordern die Schwächen der vorhandenen KI-Tools aber immer noch ein prüfendes menschliches Auge.

Wie KI Texte besser macht

Von KI geschriebene Texte sind günstig. ChatGPT beispielsweise lässt sich kostenlos nutzen. Die Texte reichen je nach Thema in der Qualität an die von Menschen verfassten heran. Seit letztem Jahr steht daher immer wieder zur Diskussion, ob KI Journalist*innen, Texter*innen oder Autor*innen ablösen wird. Im Moment am bekanntesten sind ChatGPT oder Midjourney.

Die KI-Tools Midjourney und DALL-E sind bekannt für das Erstellen von KI-Kunst, die mal mehr, mal weniger offensichtlich künstlich ist. Das Chatbot-System ChatGPT oder GPT-3 kommuniziert mit Nutzer*innen, beantwortet Fragen oder erstellt Texte. Während die einen ChatGPT für Hausaufgaben oder zur Unterhaltung nutzen, bietet das Tool für alle Schreiberlinge interessante Möglichkeiten.

Klar ist, dass KI noch weit davon entfernt ist, die Vieldeutigkeit von Sprache zu verstehen. Für kurze, rein auf Information beschränkte Texte wie zum Beispiel Produkt- oder Kategorietexte reichen die Fähigkeiten der KI aus. Die Voraussetzung ist, dass das genutzte KI-Tool Zugriff auf die richtigen Informationen hat. Onlineshops profitieren beispielsweise von KI, die Texte verfasst und zugleich deren Erfolg misst oder bei Bedarf Suchbegriffe anpasst. Das funktioniert hauptsächlich bei schematischen Informationen.

Sobald Kreativität oder Vielfältigkeit gefordert ist, stoßen die KI-Tools noch an ihre Grenzen. Die KI ist nicht fähig, Neues zu erschaffen, sondern greift auf Bestehendes zurück.

Außerdem sind die Fakten, die eine KI präsentiert, mit Vorsicht zu genießen. Solange Nutzer die KI nicht direkt fragen, wird diese nie zugeben, etwas nicht zu wissen. Sie erfindet Fakten, anstatt Unwissen zuzugeben. Für den Vorgang, dass die KI Informationen, Studien, Quellen und Webseiten erfindet, gibt es mittlerweile den Begriff „Halluzinieren“.

Eine weitere Schwäche ist, dass die KI nur auf die Informationen zugreift, die im Netz bereitstehen. Darunter fallen beispielsweise nicht neueste Erkenntnisse oder Wissen, das nur in Printform existiert oder Interviews und Recherchen vor Ort verlangt. Zugleich übernimmt die KI vorhandene Perspektiven, sie verstärkt damit im schlimmsten Fall Rassismus und Diskriminierung.

Als Autorin begeistert mich das Potenzial von ChatGPT und Co: KI kann inspirieren und helfen, bei der Wortwahl besser zu werden.

Texter*innen haben zahlreiche Möglichkeiten, ihre Texte mithilfe von KI zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise Korrekturvorschläge oder das Suchen von Synonymen. Wer die eigenen Schwächen kennt, kann die Texte von der KI nach diesen durchsuchen lassen. Geliebte Füllwörter, klobige Passivkonstruktionen oder unnötige Substantivierungen findet die KI, löscht oder ersetzt sie mit leichter lesbaren Formulierungen.

Eine weitere spannende Funktion von KI für Texte sind die Sprachtemperaturen. Diese entsprechen verschiedenen Sprachstilen von neutral bis salopp.

Das Potenzial von KI für Autor*innen, Texter*innen und Journalist*innen ist umfangreich und wächst. Einige der heutigen Schwächen wird die KI überwinden. Damit fordert sie die schreibende Zunft heraus und hebt vor allem den Anspruch an gute Texte.

Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten KI noch bieten wird. Eine interessante Frage ist zudem, wie sich diese Entwicklungen mit dem Urheberrecht oder anderen Schutzrechten vereinbaren lassen.

Sprache für alle

Ende letztens Jahres kam in einigen Bundesländern das Genderverbot. Ironisch, dass das Gendern verboten wird, wenn viele Gegner des Genderns behaupten, sie würden gezwungen zu gendern …

In privaten Diskussionen ist mir aufgefallen, dass unter Gendern vor allem das Binnen-I oder das Gendersternchen verstanden wird. Dabei umfasst es geschlechtergerechte Sprache in verschiedenen Formen. Schon die Nennung beider Geschlechter beispielsweise bei Leser und Leserinnen ist eine Form des Genderns.

Es ist schade, dass sich viele Diskussionen um die Ausführung drehen und nicht um die Wirkung einer geschlechtergerechten Sprache: In Studien und Experimenten ist mittlerweile belegt, dass Menschen bei einem Text mit generischem Maskulinum hauptsächlich an Männer denken. Das Mitmeinen des generischen Maskulinums schlägt sich nicht auf die Wahrnehmung nieder.

Für schreibende Personen stellt sich beim Gendern die Frage, wie es am besten umzusetzen ist. Eine Variante ist beispielsweise geschlechtsneutrale Wörter zu verwenden. Diese Form ist aber nicht immer so mühelos und wirkt in manchen Fällen künstlich.

Ich entscheide mich für verschiedene Formen und nutze auch das Gendersternchen. Für mich ist es eine unkomplizierte Form, die Geschlechtervielfalt in einem Text zu berücksichtigen. Allerdings verstehe ich die Argumentation, dass durch das sichtbare Gendern für manche lesende Person das eigentliche Thema eines Textes untergeht.

Allgemein strebe ich eine Sprache an, die niemanden diskriminiert oder beleidigt. Das Thema einer diskriminierungsfreien Sprache ist komplex. Es gehört zu meinen Zielen, den eigenen Sprachstil immer wieder daraufhin zu prüfen und zu verbessern.

Dazu zählt nicht nur das Gendern. Eine geschlechtergerechte Sprache umfasst auch den Verzicht auf Redewendungen oder Metaphern, die Stereotype aufgreifen. Eine Sprache frei von Diskriminierung umfasst viele weitere Aspekte.

Der Verzicht auf rassistische Sprache ist für mich selbstverständlich. Aber auch ich schreibe heute anders als vor zehn Jahren. Früher war mir bei vielen Wörtern oder Formulierungen nicht bewusst, welche Herkunft oder Mitbedeutungen sie haben. Wer rassistische Sprache reproduziert, ohne sie als dergleichen klar zu benennen und einzuordnen, hilft dabei, dass Rassismus erhalten bleibt.

In der aktuellen Diskussion um das Wort „Remigration“ zeigt sich beispielsweise, wie entscheidend die richtige Wortwahl ist. Euphemismen, beschönigende Worte zu verwenden, deutet Ereignisse um. Durch die Herkunft oder Entstehungsgeschichte eines Begriffes erschließen sich meist Nebenbedeutungen, die manch einem nicht bewusst sind. Dazu gehören beispielsweise Wörter, die in der Kolonialzeit entstanden und von einer eurozentristischen Perspektive geprägt sind. Vielen solcher alten Ausdrücke schwingt eine Abwertung nicht-europäischer Kulturen mit, andere sind beleidigend.

Eine diskriminierungssensible Sprache hat das Ziel, niemanden auszugrenzen, herabzusetzen oder zu beleidigen. Das umfasst verschiedene Aspekte und ist ein sich fortsetzender Prozess. Dieser betrifft das Vermeiden von Wörtern oder Sprachbildern und die Beschäftigung mit der Geschichte und Herkunft einzelner Begriffe. Zugleich stellt sich bei diesem Prozess die Frage, wie sich Inhalte sensibel transportieren lassen.

Ein weiterer Bereich, mit dem ich mich noch nicht intensiv auseinandergesetzt habe, ist beispielsweise die Trigger- oder Contentwarnung. Sie dient als Warnung vor Inhalten, die bei manchen Menschen starke Emotionen auslösen können.

Auch das Themenfeld der behindertenfeindlichen Sprache ist mir erst seit wenigen Jahren bekannt. Klischees, die Vorurteile verstärken, waren mir lange Zeit nicht bewusst.

Leichte Sprache ist für mich neu als Form der Barrierefreiheit. Sie gestaltet Texte verständlicher, um Menschen mit Behinderung oder Sprachschwierigkeiten beispielsweise an amtlichen Informationen teilhaben zu lassen. Texte in Leichter Sprache orientieren sich an einen Originaltext, nur der Stil ist einfacher mit kurzen Sätzen, leicht verständlichen Wörtern und übersichtlichen Textaufbau.

Mehr Korrektorat und weniger SEO

Für das neue Jahr gibt es also einige neue Themen, mit denen ich mich intensiver beschäftigen möchte.

Als SEO-Texterin gehört es zu meiner Arbeit, auf dem Laufenden zu bleiben bei den neuesten Updates von Google und Co. Trends bei der Suchmaschinenoptimierung zu kennen, sind Tagesgeschäft. Das geht mittlerweile weit über die Texterstellung hinaus. Holistische Suchmaschinenoptimierung umfasst technische Ansätze und verschiedene Suchoptionen wie Text- oder Bildsuche. Dann kommen Trends wie LongTail-SEO hinzu.

Schwieriger ist es, Auftraggebern zu vermitteln, dass es nicht nur darum geht, Suchbegriffe möglichst oft im Text zu platzieren. Kunden mit dem Wunsch nach Keywordstuffing gibt es leider immer noch. Sie motivieren mich, den Schwerpunkt dieses Jahr auf das Korrekturlesen und Schreiben von Blogartikeln zu setzen.

Das bedeutet, dass es im Blog weniger um SEO, sondern mehr um die deutsche Sprache gehen wird.

Fragen und Kommentare zum Korrekturlesen oder zur deutschen Sprache sind daher immer willkommen …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Die erhobenen Daten werden zur Bearbeitung der Anfrage verarbeitet und gespeichert. Nach der Bearbeitung werden die Daten gelöscht. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.