Als Berlinerin hatte ich nie Angst, dass der Dativ den Genetiv tötet. Aber ich stellte mir ab und an schon die Frage, warum gerade hier oft mir und mich verwechselt wird.
Im Berlinerischen sind grammatische Regeln seit jeher dem schönen Klang der Sprache untergeordnet. Am auffälligsten zeigt sich das bei der gleichgesetzten Verwendung von Akkusativ und Dativ, dem Akkudativ. Das beste Beispiel hierfür ist der willkürliche Einsatz von mir und mich oder dir und dich. Was im Hochdeutschen und anderen Dialekten falsch ist, klingt in Berlin in der Alltagssprache oder im Plattdeutschen richtig.
Ungünstig ist es jedoch, wenn die gesprochene Sprache sich in Texte verirrt, die für alle verständlich und grammatisch korrekt sein sollen.
Was sind der Dativ und der Akkusativ?
Fälle zeigen die Verbindung der Wörter in einem Satz miteinander. Im Deutschen gibt es vier Fälle, den Nominativ, den Genitiv, den Dativ und den Akkusativ.
In den Vorläufern der deutschen Sprache im Indogermanischen gab es viel mehr. Von daher sind vier Fälle doch recht übersichtlich, auch im Vergleich zu anderen Sprachen wie Russisch oder Litauisch. (Gut, ich will nicht verschweigen, dass es auch viele Sprachen gibt, die ganz ohne Fälle auskommen, aber die haben dann andere Fallstricke.)
Der Nominativ ist im Deutschen der Fall, in dem das Subjekt eines Satzes steht. Die anderen Fälle kommen vor allem bei Objekten zum Einsatz, um die Beziehung der Wörter und Inhalte des Satzes zum Subjekt zu verdeutlichen.
Das Wort Dativ hat seine Ursprünge in den lateinischen Begriffen für „geben“ oder „Gegebenes“. So lässt sich herleiten, dass der Dativ oft deutlich macht, wer etwas erhält oder bekommt.
Beim Akkusativ sind sich die Sprachwissenschaftler uneins, ob das Wort aus dem Lateinischen oder Altgriechischen stammt. Im Gegensatz zum Dativ, der ein indirektes Objekt kennzeichnet, zeigt der Akkusativ das direkte Objekt.
Beide Fälle, Dativ und Akkusativ haben die Funktion, Objekte in einem Satz zu verdeutlichen. Kein Wunder also, wenn manch Person es mit den Fällen dann nicht so genau nimmt. Hier kommt dann der Akkudativ ins Spiel, der Objekte einfach gleich dekliniert.
Im Hochdeutschen und Standarddeutschen verlangen Dativ und Akkusativ aber unterschiedliche Endungen bei den Substantiven, Artikeln oder Adjektiven. „Dem“ beispielsweise ist Dativ, „den“ Akkusativ.
Wann Dativ und wann Akkusativ?
Muttersprachler*innen nutzen die passenden Fälle nach Gefühl. Wann welcher Fall zum Einsatz kommt, unterliegt aber Regeln.
Bei Verben ist die Entscheidung an die Aussage gebunden. Der Großteil der Verben, die mit einem Objekt verknüpft sind, erfordern bei dem darauffolgenden Nomen den Akkusativ. Das entspricht der typischen deutschen Satzstruktur.
Den Dativ setzen Verben voraus, die eine persönliche Beziehung oder eine Richtung meinen. Dazu gehören Verben wie helfen, begegnen, gehören, geben oder sich nähern und ausweichen.
Aber was wäre die deutsche Sprache ohne ein paar Zweifelsfälle? Beim Auf-die-Füße-Treten sind im Deutschen beispielsweise beide Fälle zulässig: Jemandem oder jemanden auf die Füße treten.
Präpositionen wie „aus“ oder „nach“ verlangen den Dativ, „für“ oder „durch“ hingegen den Akkusativ. Allerdings gibt es auch Präpositionen, die je nach Sinn entweder Dativ oder Akkusativ erfordern. Dazu gehören beispielsweise „in“ oder „hinter“.
Im Zweifelsfall lässt sich der richtige Fall anhand der Frage nach dem betroffenen Wort im Satz herausfinden: Wem, wo oder woher sind die Fragewörter, die einen geforderten Dativ erkennen lassen. Die Fragewörter „wen“ oder „wohin“ machen deutlich, dass das erfragte Wort im Akkusativ steht.
Dativ steht bei Präpositionen im Zusammenhang mit Zuständen und Orten, an denen etwas stattfindet. Der Akkusativ hingegen beschreibt Bewegungen.
4 Tipps, um bei der Fallfrage nicht ins Stolpern zu kommen
Der Akkudativ macht es sich einfacher: Indirektes oder direktes Objekt? Egal, die anderen werden mir schon verstehen. Weil aber das Hochdeutsche für alle verständlich ist und der Norm entspricht, ist es besser, auf die korrekte Grammatik zu achten.
Wer Schwierigkeiten bei der korrekten Verwendung der deutschen Fälle hat und bei einzelnen Sätzen unsicher ist, hat verschiedene Optionen, den Satz zu prüfen:
- Der Duden gibt für jedes Verb und jede Präposition an, mit welchen Fällen sie am häufigsten stehen.
- Nutze kostenlose Online-Rechtschreibprüfungen wie den Duden oder Languagetool.
- Lege dir eine Liste an, mit Zweifelsfällen, über die du schon einmal gestolpert bist. (Machst du dir erstmal diese Mühe, vergisst du gerade diese Fälle meistens nicht mehr)
- Lies den Satz laut und frage dich, ob er sich richtig anhört (funktioniert leider nur bei Muttersprachlern und Personen, die frei von Dialekt sind).
Wie sieht es aus? Interessieren euch solche grammatischen Themen und Eigenheiten der Dialekte?